Das "weiße Gold" vom Meeresgrund
Methanhydrat gilt als heißer Kandidat für die Energieversorgung der
Zukunft. Deutsche Wissenschaftler wollen einen Schritt weiter gehen:
nicht nur Methanhydrat fördern, sondern auch noch Kohlendioxid
einlagern.
Gewaltige Mengen an Erdgas schlummern in Eisform unter dem
Meeresboden. Experten schätzen die Methanhydrat-Vorkommen unter den
Ozeanen weltweit auf rund 3000 Gigatonnen, also drei Billionen (in
Ziffern 3.000.000.000.000) Kilogramm. Darin wäre etwa doppelt so viel
Kohlenstoff gebunden wie in allen konventionellen Lagerstätten von
Kohle, Öl und Erdgas zusammen. Energiehungrige Staaten wie China, Japan,
Südkorea, Indien, Brasilien und die USA sitzen daher bereits in den
Startlöchern, um Methanhydrat abzubauen.
Keine Methanhydrate in Nord- und Ostsee
Klaus Wallmann gehört zum SUGAR-Expertenteam
Deutschland verfügt nicht über eigene Methanhydrat-Vorkommen. Nord-
und Ostsee sind schlicht zu flach. "Die Gashydrate findet man erst ab
Wassertiefen von etwa 350 Metern", erklärt Professor Klaus Wallmann vom
Leibniz Institut für Meereswissenschaften (IFM Geomar) in Kiel. Erst
darunter sind der Druck hoch und die Temperatur tief genug, damit sich
Methangas und Wasser in Hohlräumen des Meeresbodens zum eisförmigen
Methanhydrat verbinden. Deutschland kann sich am Wettlauf um die
vielversprechende Energiequelle also nur indirekt beteiligen: mit
wissenschaftlichem Know-How sowie neu entwickelter Technologie und
Computer-Software. Doch auch in diesem Bereich steckt großes
wirtschaftliches Potential.
SUGAR-Projekt fährt zweigleisig
2008 startete daher das von der Bundesregierung mit rund zehn
Millionen Euro geförderte Projekt SUGAR (Submarine Gashydrate
Reservoirs). 30 Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft haben sich darin
zusammengefunden. Professor Wallmann und sein Team vom IFM Geomar
koordinieren die Arbeit. Die Wissenschaftler haben eine Vision: Technik
beherrschen, Zukunft gestalten. "Wir beschäftigen uns hier am Institut
seit langem mit dem Klimawandel und sehen jeden Tag die negativen
Auswirkungen des Kohlendioxid-Ausstoßes auf die Ökosysteme der Meere",
erklärt Wallmann. "Deshalb wollten wir nicht nur einen zusätzlichen
fossilen Rohstoff für den Markt zur Verfügung stellen, sondern an einer
Technik arbeiten, mit der nachher netto die CO2-Emissionen reduziert
werden." Die Idee: Das Erdgas wird mit Hilfe des Treibhausgases
Kohlendioxid aus den Methanhydraten gelöst. Während das Methan gefördert
wird, verbleibt das CO2 anschließend in Eisform im Meeresboden.
Risiken beherrschen lernen
Dr. Matthias Haeckel ist am SUGAR-Projekt beteiligt
Das wäre ganz im Sinn des Weltklimarats. Der hat die so genannte
CCS-Technologie empfohlen. CCS steht für "Carbon Dioxide Capture and
Storage" - also dafür, Kohlendioxid abzuscheiden und im Untergrund
einzulagern. Das Verfahren ist technisch anspruchsvoll und nicht frei
von Risiken. Diese zu beherrschen, ist ein wichtiger Bestandteil des
SUGAR-Projekts. Was geschieht etwa, wenn das in der Tiefsee abgelegte
Kohlendioxid wieder frei werden sollte? Dann gelange immer noch weniger
nach oben, als wenn man es wie heute einfach in die Atmosphäre blase,
sagt Dr. Matthias Haeckel, Geochemiker am IFM-Geomar.
Autor: Stefan Nestler Redaktion: Nicole Scherschun
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,15189692,00.html
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