Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Bundesforschungsministerin Schavan
Wie kein anderer Kontinent wird Afrika in den kommenden Jahrzehnten vom
Klimawandel betroffen sein, und schlechter als die meisten anderen
Gegenden der Welt ist der Kontinent auf diese Veränderungen vorbereitet.
Hier setzt das deutsche Bildungsministerium an, wenn es in den nächsten
Jahren mit 15 afrikanischen Staaten wissenschaftliche Institutionen zur
Erforschung des Klimawandels in Afrika aufbauen will. "Wir schaffen die
Infrastruktur vor Ort", erklärt Bildungsministerin Annette Schavan.
"Die Politik arbeitet zusammen, die Wissenschaftler arbeiten zusammen."
Grenzüberschreitende Probleme
Zwei Forschungszentren
m südlichen und westlichen Afrika, sollen Strategien entwickeln, wie
die afrikanischen Länder ihre Landwirtschaft an neue Bedingungen
anpassen können, welche Anbaumethoden sich ändern müssen, wie die
Bewässerung der Felder effektiv organisiert werden kann und wie dabei
die landwirtschaftliche Fläche auch für die Zukunft erhalten werden
kann. "Alle westafrikanischen Länder von Guinea-Bissau bis Kamerun Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Müssen die Anbaumethoden geändert werden?
haben die gleiche Klimastruktur", erklärt Sherry Ayittey, Bildungs- und
Umweltministerin von Ghana. "Wir haben einen schmalen Regengürtel, der
unter schrumpfendem Waldbestand leidet, wir haben die Sahara, die sich
von Norden her ausbreitet. Wir erleben lange Trockenzeiten,
Wasserknappheit und Energieknappheit. Wir haben grenzüberschreitende
Probleme mit dem Klimawandel."
Eine der Hauptaufgaben
der neuen Institute wird wohl sein, erst einmal verlässliche Daten zum
Klimawandel zu sammeln. Denn aufgrund von Kriegswirren fehlen besonders
in Westafrika in vielen Ländern Daten zu Klima und Landwirtschaft der
letzten Jahrzehnte. Die neuen Forschungsbereiche werden in
Zusammenarbeit mit bestehenden Universitäten und Forschungszentren
entwickelt.
Die endgültige
Struktur der neuen Institutionen werde gemeinsam mit den afrikanischen
Partnern beschlossen, sagt Norbert Jürgens, Biologie-Professor an der
Universität Hamburg, der das Projekt im südlichen Afrika koordiniert.
"Wir können jetzt erstmals solide mit den afrikanischen Partnern etwas
Gemeinsames aufbauen, und diese Vorbereitungszeit ist vielleicht das
wichtigste, was ich in den vergangenen Jahrzehnten an Forschungsplanung
erlebt habe."
Marode Infrastruktur
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Neue Bewässerungsmethoden auf den Kap Verden
Ausdrücklich sollen
die beiden Klimazentren nicht in Konkurrenz zu bestehenden Institutionen
stehen. Sie übernehmen die Koordination der verschiedenen
Forschungsprojekte, bestehende Universitäten, nationale
Forschungseinrichtungen, aber auch Behörden der Partnerländer werden in
die Planung und später in die Forschung einbezogen. "Wir haben bereits
viele, meist staatliche, Forschungsinstitutionen. Wir wollen, sie
zusammenzubringen und ihre Arbeitsweise zu ändern. Dort ist viel zu
tun", erläutert Sherry Thole, Staatssekretärin im sambischen
Bildungsministerium. Die Infrastruktur müsse "auf das Niveau des 21.
Jahrhunderts" gebracht werden. "In vielen unserer Institute ist die
Infrastruktur ein wenig marode."
Ein besonderer
Schwerpunkt wird die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses sein.
Nur fünf Prozent der Forschungen zum Klimawandel in Afrika stammen von
afrikanischen Wissenschaftlern. In Westafrika sollen sieben Graduate
Schools entstehen, die jeweils zwanzig Stipendien vergeben. Ein
halbjähriger Forschungsaufenthalt in Deutschland ist für die
Stipendiaten vorgesehen, der Großteil des Programms solle aber vor Ort
durchlaufen werden, sagt Paul Vlek von der Universität Bonn, der
Koordinator für das Zentrum in Westafrika. Diese Institute müssten so
gut sein, dass es für afrikanische Doktoranden interessant wird, in
Afrika zu promovieren: "Wir wollen die Konkurrenz der westlichen
Institute ein wenig zurückschrauben."
In den nächsten zwei
Jahren will das deutsche Forschungsministerium fünf Millionen Euro in
die Planung investieren. Wenn die Institute dann tatsächlich ihre Arbeit
aufnehmen, könnte der deutsche Beitrag auf bis zu 100 Millionen Euro
steigen.
Autor: Mathias Bölinger
Redaktion: Klaudia Pape
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